Neuenburger Urwald

Der Urwald bei Neuenburg ist der Rest eines alten Hudewaldes (Hutewald: Pferde, Rinder und Schweine wurden in den Wald getrieben und fraßen die Blätter des Unterholzes und der unteren Zweige der Bäume und natürlich die Eicheln, die auf dem Boden lagen).

Der Wald gehörte früher zur sogenannten Allmende und war gemeinschaftlicher Besitz der Dorfgemeinschaft und unterlag der Holznutzung, der Bodennutzung (wie dem Laubharken oder der Plaggengewinnung zur Streu für die Viehställe) sowie der Waldweide.

Seit 1462 gehörte das Waldgebiet zum Herrschaftsbereich der Oldenburger Grafen. Durch den Bau der Burg Neuenburg dehnten die Oldenburger ihren Herrschaftsbereich aus. Vorher gehörte die sogenannte Friesische Wehde zur Grafschaft Ostfriesland.

Wegen des steigenden Holzbedarfs wurden etwa seit 1630 Forstverordnungen für die Waldungen in der Grafschaft Oldenburg erlassen. Sie regelten die Nutzung des Waldes und legten ab 1656 erstmals auch Vorschriften für die Wiederaufforstung fest. Holzdiebstähle blieben jedoch nicht aus. In einem Bericht von Oberförster von Witzleben aus dem Jahre 1676 heißt es: „Dieses Holtz ist das Beste und großeste in beiden Grafschaften, lauter Eichbäume, aber es ist sehr von den Dieben verhauen worden.“

Karte: Neuenburger Urwald/B 437/Gaststätte Urwaldhof
Karte: Neuenburger Urwald / B 437 / Gaststätte Urwaldhof

Postkarte 1911, Büttmann & Geriets Nachf., Varel, Jagdhütte im Neuenburger Urwald

Im Jahre 1850 wurde der Neuenburger Urwald durch das Oldenburger Herrscherhaus aus der forstlichen Nutzung herausgenommen. 1880 wurde der Neuenburger Urwald als Naturdenkmal geschützt. Ende des 19. Jahrhunderts verlor auch die Waldweide mehr und mehr an Bedeutung, der Vieheintrieb in den Neuenburger Urwald endete dann endgültig um die Jahrhundertwende. Am 26. Juni 1935 wurde das Reichsnaturschutzgesetz erlassen und der „Neuenburger Urwald“ erhielt bereits im gleichen Jahr den Status eines Staatsnaturwaldreservats. Im Jahre 1938 erklärte man das Gebiet zum Naturschutzgebiet.

Der „Neuenburger Urwald“ zwischen den Gemeinden Bockhorn und Zetel ist als Freizeit- und Erholungsgelände ein beliebtes Ausflugsziel. Auf 25 Hektar entwickeln sich Pflanzen und Tierwelt ohne menschlichen Einfluss. Der älteste Baum, die 850 Jahre alte Eiche an der historischen Jagdhütte ist leider im Juni 2014 umgestürzt. Es gibt zwei Eingänge zum Naturschutzgebiet mit ausgeschilderten Parkplätzen, die mit Infotafeln versehen sind. Der nördliche Eingang befindet sich direkt am südöstlichen Ortsausgang von Zetel, der zweite Eingang befindet sich an der „Urwaldschänke“ in Neuenburg direkt an der Bundesstraße 437. Viele der Rundwanderwege treffen mitten im Urwald auf die ehemals großherzogliche „Jagdhütte“, die den Wanderern als Rastplatz und Schutzhütte zur Verfügung steht.

Autor: Reiner Siebolds