Im Zuge des klassizistischen Stadtumbaus und der Anlage des Schlossgartens entstand ab 1806 unter Herzog Peter Friedrich Ludwig die Gartenstraße. Mit großangelegten Grundstücken und einer stilistisch einheitlichen Bebauung sollte sie als repräsentativer Stadtzugang dienen. Im Jahr 1824 wurde hier ein Wohnhaus in Form eines typisch klassizistischen Quaderbaus mit Walmdach errichtet. Bauherr war laut Brandkassenregister Advocat Carl Scholtz. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Caspar Gottlieb Carl Scholtz (1786-1869), möglicherweise aber auch um seinen Vater Carl Christian Scholtz (1744-1826). Beide waren Bürgermeister der Stadt Oldenburg. Im Jahr 1869 ging das Haus in den Besitz von Carl Wilhelm August Scholtz über.
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1892 kaufte der Großherzogliche Archivrat Georg Sello das Haus. Er beauftragte das Bauunternehmen Schelling und ließ dem Gebäude rückseitig einen Anbau anfügen, der jedoch später wieder entfernt wurde. 1898 wurde das Haus in der Gartenstraße 7 bereits wieder verkauft. Der neue Eigentümer war der Bremer Industrielle Wilhelm Julius Gustav Tölken, der es umfangreich aus- und umbauen ließ. Den Entwurf lieferten Georg Eduard Gildemeister und Wilhelm Sunkel. Der Bau erhielt weitestgehend sein heutiges Erscheinungsbild. Mit dem dreigeschossigen Anbau und dem verbindenden Zwischenbau mit zweiflügeliger Eingangstür wurde er insgesamt um zwei Fensterachsen nach Osten verbreitert und um ein Geschoss erhöht. Der kleine Anbau an der Westseite stammt angeblich noch aus der Zeit Sellos. Außerdem ließ Tölken einen großzügig angelegten Treppenaufgang einbauen, der von Rudolf Alexander Schröder entworfen wurde und heute größtenteils als Rekonstruktion zu bewundern ist. Warum der überwiegende Teil des hölzernen historistischen Treppenhauses zwischenzeitlich verschwunden war, ist nicht überliefert. Aus der Zeit des großen Umbaus stammt auch das noch immer erhaltene Oberlicht aus farbigem Glas. Zugunsten eines gleichmäßigen Lichteinfalls befindet sich über dem Oberlicht ein nach Norden gerichtetes gläsernes Schrägdach (Sheddach). Äußerlich wurden dem klassizistischen Kernbau der noch heute sichtbare Fassadenschmuck sowie die Veranda aus Gusseisen und Glas hinzugefügt, wie sie nur noch selten erhalten ist. Die Oberlichter der Fenster wurden passend zur feingliedrigen Ausführung der Veranda mit mehreren eng aneinandergesetzten Kreuzsprossen umgestaltet. Die Verwendung von Rundbögen und die Ausgestaltung von Loggien erinnern stark an italienische Architekturformen. Seit den 1970er Jahren ist die EWE (Energie-Versorgung Weser-Ems) Eigentümerin des Hauses Gartenstraße 7. Sie ließ umfangreiche Wiederherstellungsmaßnahmen nach den Gildemeisterschen Plänen durchführen. Im Dezember 1979 bezog die Oldenburgische Landschaft mit ihrer Geschäftsstelle einen Großteil der Räumlichkeiten und hat bis heute hier ihren Sitz.
Literatur: Asche, Kurt: Das Bürgerhaus in Oldenburg, Tübingen 1982, S. 116; Brandt, Michael Werner: Die Architektur des Klassizismus im Herzogtum Oldenburg und in den Fürstentümern Lübeck und Birkenfeld : 1785-1853, Freiburg i. Br. 1993; 2011, S. 226; Schute, Ursula Maria: Mitteilungsblatt der Oldenburgischen Landschaft, 1/1980; Segers-Glocke, Christiane (Hg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen. Bd. 3,. Hameln 1993, Seite 201; Wachtendorf, Günter: Oldenburger Häuserbuch. Gebäude und Bewohner im inneren Bereich der Stadt Oldenburg, Oldenburg 1996; Quellen: Angelis & Partner: Villa Gartenstraße 7, Oldenburg – Instandsetzung der Fassaden; Maßnahmenbeschreibung, April 2018; NLO Best 207 Ab. Nr. 25 (Brandkassenregister).
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