Autor: Annett Wiegand, bearb. von Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft
Die Stadt Oldenburg erhielt 1785 mit dem Regierungsantritt Herzog Peter Friedrich Ludwigs (1755-1829) weitreichende Impulse für ihre Entwicklung, die bis heute im Stadtbild nachwirken. Unter Peter Friedrich Ludwig, der zunächst bis 1823 als Administrator für seinen regierungsunfähigen Cousin und erst danach im eigenen Namen regierte, wurde Oldenburg anstelle von Eutin im Fürstbistum/Fürstentum Lübeck zur neuen Hauptresidenz. Der damit verbundene administrative Prozess zog sich allerdings über lange Jahr hin. Gleichwohl begann schon bald der repräsentative Ausbau Oldenburgs zur modernen Residenzstadt. Insbesondere die zahlreichen Bauten im Stil des Klassizismus und ab etwa 1850 des Historismus wurden für das Aussehen Oldenburgs prägend. Die Stadtbaupolitik Peter Friedrich Ludwigs, seit 1785 regierender Administrator des Herzogtums Oldenburgs, war bis nach der französischen Besatzung (1811-13) darauf ausgerichtet, die infrastrukturellen Grundlagen einer modernen Stadtentwicklung zu schaffen. Es wurde entschieden, auf den ehemaligen Festungswerken rund um die Stadt eine gärtnerische, großzügig gestaltete Wallpromenade anzulegen, die durch die Hofkasse finanziert wurde.
Das innerstädtische Straßensystem wurde kontinuierlich ausgebaut, neue Reit- und Fußwege sowie Ausfallstraßen in das Umland geschaffen, Toranlagen und Brücken erneuert, öffentliche Plätzen gebaut. Die konsequente klassizistische Architektursprache wurde bis weit in die 1840er Jahre an Neubauten angewandt. So ist festzuhalten, dass in der Stadtentwicklung dieser Zeit nicht nur hinsichtlich des Grundrisses der Stadt sondern auch in der stilistischen Gestaltung des Stadtbildes grundlegende Weichen gestellt wurden.
Schon vor seinem Regierungsantritt wohnte der Herzog mit seiner Familie im Sommer in Rastede, im Winter im Oldenburger Schloss. Peter Friedrich Ludwig wurde zum Stammvater des herzoglich-oldenburgischen Hauses Oldenburg, aus der jüngeren Linie der Herzöge von Holstein-Gottorf. Die neugegründete Familie (*1783 Paul Friedrich August, *1784 Peter Friedrich Georg) hatte jedoch bereits im Jahr des Regierungsantritts des Herzogs 1785 mit dem plötzlichen Tod der Gattin und Mutter, der Herzogin Friederike, einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften. Obgleich bereits städtebauliche Aktivitäten angelaufen waren, lag nun die Priorität auf der Errichtung einer würdigen Grablege.
Autor: Annett Wiegand, bearb. von Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft
Autor: Annett Wiegand, bearb. von Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft
Die Baukunst und Architektur können als einer der Schwerpunkte der kulturellen Interessen des Großherzogs gesehen werden. Dabei griff Paul Friedrich August den erzieherischen Anspruch seines Vaters auf und ließ Einrichtungen bauen, die der Vermittlung von Bildung und Wissenschaft dienen sollten, so z.B. das Gebäude für die Großherzogliche Bibliothek. Die bereits unter Peter Friedrich Ludwig begonnene Hochbaupolitik ab dem Zeitpunkt nach der französischen Besatzung wurde in seiner Regentschaft fortgesetzt. Die Neuorganisation Oldenburgs, mit der auf die Anforderungen an die Haupt- und Residenzstadt des seit 1815/17 vergrößerten Staates Großherzogtum Oldenburg reagiert werden musste, folgten bauliche Maßnahmen sowohl im staatlichen wie gesellschaftlichen Bereich.
Autor: Annett Wiegand, bearb. von Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft
Den Grundstock bildete die 1790 durch Herzog Peter Friedrich Ludwig erworbene umfangreiche Privatbibliothek des Hannoveraner Hofrates Georg Friedrich Brandes (1719-1791), die ca. 21.000 Bände umfasste. Peter konzipierte sie nicht als fürstliche Privatbibliothek, sondern als dem Oldenburger Publikum öffentlich zugängliche Bildungsbibliothek.
Die Herzogliche Öffentliche Bibliothek ist somit heute die älteste der unter den Landesfürsten gegründeten Kulturinstitutionen Oldenburgs. Ebenso wie die Großherzogliche Öffentliche Bibliothek in Eutin (eröffnet 1837), die u.a. aus dem Ankauf (1816) der Privatbibliothek des Schriftstellers Gerhard Anton von Halem hervorging, förderten die (Groß-)Herzöge Peter Friedrich Ludwig und Paul Friedrich August diese Bildungseinrichtungen fortwährend durch persönliche Mittel. Dadurch konnten systematisch die Sammlungsbestände aufgestockt und Privatbibliotheken angekauft werden. Nicht zuletzt deswegen etablierte sich die Bibliothek in Oldenburg bald auch als wissenschaftliche Gebrauchsbibliothek für das Justiz- und Verwaltungspersonal.
Die Bestände waren samt Leseplätzen im Erdgeschoss des Schlosses aufgestellt, die während der französischen Fremdherrschaft (1811-1813) zur Sicherheit nach Bremen ausgelagert wurden. Die Wiedereröffnung fand erst 1819 in einigen Räumen des alten Zuchthauses neben dem Schloss statt. 1846 erfolgte der Umzug in das 1842 errichtete neue Bibliotheksgebäude am Damm, das Platz für das Anderthalbfache des damaligen Bestandes von 50.000 Büchern bieten sollte.
Geleitet und verwaltet wurde die Bibliothek seit 1816 durch eine Bibliothekskommission. Die Entscheidung Peter Friedrich Ludwigs, dass die Bibliothek ihren Etat eigenwirtschaftlich aus den Einnahmen der staatlichen Zeitungen zu erarbeiten hatte, schränkte die verwaltungstechnischen Arbeiten und eine notwendig gewordene Neukatalogisierung jedoch erheblich ein. Der eigentlichen Arbeit konnte sich der Bibliothekar Ludwig Wilhelm Christian von Halem (1758-1839) nur noch nebenamtlich widmen, da die Redaktion und Publikation der staatlich herausgegebenen Presseorgane vor allem in seinem Verantwortungsbereich lagen.
Die Bibliotheken in Oldenburg und Eutin gingen 1919 in die jeweiligen Landesbibliotheken der Nachfolgestaaten des Großherzogtums Oldenburg über.
Autor: Annett Wiegand, bearb. von Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft
Autor: Annett Wiegand, bearb. von Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft
Der Wiener Kongress sah 1815 in seiner Schlussakte für den Herzog von Oldenburg den Großherzogstitel vor. Der damals in Oldenburg regierende Administrator und ab 1823 regierende Herzog Peter Friedrich Ludwig nahm den Titel nicht an. Sein Sohn und Nachfolger Paul Friedrich August holte dies bei seiner Regierungsübernahme 1829 nach. Er bestimmte, “daß Unsere sämtlichen Lande hinfüro unter der Nennung des Großherzogthums Oldenburg begriffen werden” sollten. Die von Paul Friedrich August regierten Territorien waren das Herzogtum Oldenburg sowie die Fürstentümer Lübeck und Birkenfeld. Das Großherzogtum Oldenburg bestand bis zur Abdankung des letzten Großherzogs, Friedrich August, am 11. November 1918.
Oldenburg war zugleich Haupt- und Residenzstadt des Großherzogtums. Das Oldenburger Schloss war Residenz der regierenden Großherzöge, die der jüngeren Linie des Hauses [Schleswig]-Holstein-Gottorf entstammten. Die ältere Gottorfer Linie war 1728 mit dem Haus Romanov verschmolzen und stellte bis 1917 die russischen Zaren.
Die regierenden Herzöge bzw. Großherzöge von Oldenburg waren: Friedrich August (reg. 1773/74-1785), Peter Friedrich Ludwig (reg. 1785-1829), Paul Friedrich August (reg. 1829-1853), Nikolaus Friedrich Peter (reg. 1853-1900) und Friedrich August (reg. 1900-1918).
Der russische Zar Alexander I. übertrug 1818 die Herrschaft Jever an Peter Friedrich Ludwig, der sich aber erst 1823 huldigen ließ und das Jeverland auch damit offiziell in Besitz nahm. Im Jahr 1854 konnten nach jahrelangen Verhandlungen die Herrschaft Varel und die Herrlichkeit Kniphausen von der Familie Aldenburg-Bentinck wiedererworben werden. Die finanziellen Mittel dafür stammten aus dem Erlös des Jade-Vertrages mit Preußen, das das im Jadebusen abgetretene Gebiet zum Bau des Kriegshafens Wilhelmshaven nutzte.
Seit 1866 war das Großherzogtum Oldenburg Mitglied im Norddeutschen Bund und seit 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches. Es erhielt erst nach der Revolution von 1848 im Jahre 1849 mit dem Staastgrundgesetz (1852 revidiert) seine erste Verfassung und einen Landtag.
Autor: Anett Wiegandt, bearb. von Jörgen Welp
Autor: Annett Wiegand, bearb. von Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft