Vor Plattdeutsch war Ostfriesisch – Buch zur ostfriesischen Sprache erschienen
Vergessenes Kulturgut Nordwestdeutschlands dokumentiert
22/22 JW
Oldenburg. In Westfriesland und in Nordfriesland ist die friesische Sprache bis heute lebendig, im dazwischen liegenden Ostfriesland ist sie dagegen – fast – ausgestorben, verdrängt vom Plattdeutschen. Hier sind immerhin noch Reste der Ostfriesischen Sprache im Plattdeutschen erhalten geblieben. Nur im Saterland sprechen noch 1500 bis 2500 Menschen Saterfriesisch, das zum Ostfriesischen gehört. Wangerooger Friesisch als lebendige Sprache gab es noch bis zum Tod des letzten Sprechers 1950.
Das Sprachgebiet des Ostfriesischen umfasste mehr als das heutige Ostfriesland, nämlich die Region vom Groninger Umland bis über die Weser. Die Grenze des Sprachgebiets im Westen ist der Fluss Lauwers in den Niederlanden, weswegen die Sprache auch als Osterlauwersfriesisch, also das östlich der Lauwers gesprochene Friesisch, bekannt ist.
Menno Ehme Aden aus dem Landkreis Leer hat jetzt eine Dokumentation zur ostfriesischen Sprache vorgelegt. Deren Charakter und Eigenarten stellt Aden in seinem Buch systematisch dar. Erstmalig nimmt er grammatikalische Vergleiche zwischen allen dokumentierten Dialekten der Ostfriesischen Sprache vor. Mit seinem Buch leistet er einen grundlegenden Beitrag zur Kenntnis eines bedeutenden Kulturgutes Nordwestdeutschlands und der nordöstlichen Niederlande, das heute in weiten Kreisen vergessen ist.
Aden ist von Haus aus Gitarrist und Lehrer an der Kreismusikschule Leer. Mit dem Osterlauwerfriesisch beschäftigt er sich seit den 1990er Jahren. Mit seinem Buch möchte er sprachinteressierte Menschen erreichen, die damit Merkmale, Wortbeispiele und Grammatik der ausgestorbenen Dialekte mit dem noch gesprochenen Saterfriesisch vergleichen können.
Das Buch soll einen kompakten Zugang zum Ostfriesischen ermöglichen. Es stellt einen wichtigen Beitrag zur sprachwissenschaftlichen Erforschung der Ostfriesischen Sprache dar.
Menno Ehme Aden: Über die friesische Sprache des osterlauwersfriesischen/ostfriesischen Kulturraumes. Grammatikalische Zusammenfassungen, Dialektvergleiche und rekonstruktive Annäherungen, Oldenburger Studien Band 97, Isensee Verlag Oldenburg 2022, XXXII und 188 S., 3 Karten, ISBN 978-3-7308-1892-3, Preis: 29,– Euro.
Bildunterschrift
Präsentieren das neue Buch zur friesischen Sprache im Schloss zu Jever, Landkreis Friesland (v.l.n.r.): Verleger Florian Isensee, Verfasser Menno Ehme Aden, Referent für Plattdeutsch und Saterfriesisch der Oldenburgischen Landschaft. Foto: Jörgen Welp, Oldenburgische Landschaft