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Pressemitteilung Nr. 03/17 vom 9. Februar 2017

Theaterprogramme aus über 100 Jahren auf einen Klick

KulturRat im Oldenburger Land stellt erfolgreiches Digitalisierungsprojekt vor

03/17 LB

Oldenburg. „Minna von Barnhelm oder: Das Soldatenglück“ von Lessing stand am 10. Februar 1917 auf dem Programm des Großherzoglichen Theaters Oldenburg. Vor 100 Jahren, im dritten Jahr des Weltkriegs, zahlten Militärpersonen die Hälfte; für verwundete Kriegsteilnehmer war der Eintritt gratis. Wer dies und vieles mehr zum Theaterleben zwischen 1833 und 1945 in Oldenburg wissen möchte, muss nicht mehr im Archiv alte Akten wälzen. Es genügt ein Klick auf die neue digitale Sammlung „Theater Oldenburg“ unter http://digital.lb-oldenburg.de➚ auf der Homepage der Landesbibliothek Oldenburg: Rund 20.000 digitalisierte Theaterzettel, Konzertprogramme, Rezensionen von Aufführungen und historische Fotos von Schauspielern und Theaterleuten sind jetzt im Internet frei zugänglich und eröffnen ganz neue Einblicke in über 110 Jahre Theatergeschehen in Oldenburg.

Das einzigartige Online-Angebot ist ein Projekt des KulturRates im Oldenburger Land, an dem mehrere Kultureinrichtungen des Landes und der Stadt beteiligt sind. Heute wurde es im Oldenburgischen Staatstheater erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. „Natürlich interessieren mich als Intendanten besonders die Spielpläne und die Auswahl der Stücke in den verschiedenen Zeiten. Gerade in den 20er Jahren wagte man sich am Oldenburger Theater auch an ganz moderne und teilweise umstrittene Werke wie zum Beispiel 1928/29 an Alban Bergs Oper „Wozzeck“ und Brechts „Dreigroschenoper“, sagt Christian Firmbach, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters. „Auf den Theaterzetteln gibt es aber noch viel mehr faszinierende Details zum Theateralltag früher zu entdecken – von den Eintrittspreisen bis hin zu Anweisungen, wo die Diener mit den Kutschen vorfahren sollten. In der ersten Spielzeit 1833 musste man das Publikum sogar bitten, nicht während der Aufführung auf die Bühne zu laufen.“

„Das Projekt ist Teil unserer umfassenden Digitalisierungsstrategie. Deren Ziel ist es, Niedersachsens großartige Kulturschätze durch Digitalisierung weltweit sichtbar und auch für Bürgerinnen und Bürger wie auch für die Forschung leicht zugänglich zu machen“, betont Dr. Annette Schwandner, Leiterin der Abteilung Kultur im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) und Vorsitzende des KulturRates. „Das Oldenburger Digitalisierungsprojekt zeigt vorbildlich, wie spartenübergreifende Kooperation und gemeinsame Nutzung von Knowhow und Infrastruktur auf regionaler Ebene zum Erfolg führen“ so Schwandner. Weil Theaterzettel nur selten überliefert sind, haben das Stadtarchiv Oldenburg und das Niedersächsische Landesarchiv, Standort Oldenburg, sowie das Stadtmuseum und das Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte ihre Originaldokumente für den Zeitraum des Projekts der Landesbibliothek Oldenburg anvertraut, die über Erfahrung und technische Infrastruktur für die Digitalisierung von schriftlichem Kulturgut verfügt. Dort wurden sie digitalisiert und für die Online-Recherche aufbereitet. „Die digitale Sammlung „Theater Oldenburg“ führt so eine Fülle historischer Dokumente zusammen, die in keinem einzelnen Archiv, Museum oder Bibliothek zu finden sind“, erläutert Corinna Roeder, Direktorin der Landesbibliothek Oldenburg, den Mehrwert der Digitalisierung. „Da die Dokumente außerdem im Volltext durchsuchbar sind, kann man zum Beispiel feststellen, welche Schauspieler in welchen Stücken mitgespielt haben. Zu manchen findet man mit einem Klick sogar Fotos oder Rezensionen.“

Diese und weitere Abbildungen stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich direkt an die Landesbibliothek Oldenburg (Corinna Roeder, Tel. 0441/505018-11, roeder@lb-oldenburg.de)
(v.l.n.r.): Generalintendant Christian Firmbach, Ministerialdirigentin Dr. Annette Schwandner, Landesbibliotheksdirektorin Corinna Roeder, Landschaftspräsident Thomas Kossendey mit historischen Theaterzetteln. Foto: Matthias Bley, Landesbibliothek Oldenburg

Im KulturRat arbeiten unter Leitung des MWK und der Oldenburgischen Landschaft die Kultureinrichtungen der Stadt Oldenburg und des Landes Niedersachsen im Oldenburger Land zusammen. Das Projekt wurde gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und von der Stadt Oldenburg. Alle digitalisierten Theaterzettel sind auch im Portal http://kulturerbe.niedersachsen.de➚ eingestellt, dem zentralen Schaufenster für niedersächsische Kulturgüter im Internet.

Hintergrund:

Theaterzettel waren die Vorläufer der heutigen Programmhefte. Sie kündigten eine Aufführung an und gaben Auskunft über das Stück, die Besetzung, den Kartenverkauf und so weiter. Theaterzettel sind heute eine der wichtigsten Quellen zur Theatergeschichte und bieten der Forschung komplexe Erkenntnismöglichkeiten: Sie liefern Informationen zum Repertoire einzelner Bühnen, zu Inszenierungen und Akteuren des Musik- und Sprechtheaters. Sie geben Einblick in die Kommunikationsstrategien und die Selbstwahrnehmung der Akteure als kulturell Handelnde wie auch in Tendenzen des Publikumsgeschmacks. Die digitale Vernetzung der Oldenburger Theaterzettel mit denen anderer Theater des 19. und 20. Jahrhunderts wird vergleichende Untersuchungen zu den Rahmenbedingungen des Theaterspiels in Deutschland ermöglichen.